Die Deutsche AIDS-Stiftung im Gespräch Zur Lage in Mosambik
„Bei HIV nur an
Medikamente zu denken ist nicht genug. Und gefährlich obendrein.“
Die
Deutsche AIDS-Stiftung sorgt sich um die Lage in Ländern, die
besonders abhängig sind von externen Geldgebern – wie Mosambik.
Sie sprach darüber mit Dieter Wenderlein, ihrem Ansprechpartner für
das von der Stiftung geförderte DREAM-Programm, das auch in Mosambik
arbeitet.
© DAS
Lieber Dieter, Mosambik hat eine hohe HIV-Infektionsrate und ist besonders abhängig von externen Geldgebern. Wie erlebst du die Stimmung bei DREAM und anderen Akteuren im Land?
Die Mittelstreichungen der USA für die HIV-Arbeit waren für alle, die in Mosambik zu HIV arbeiten, ein großer Schock. Genauso wie die Abwicklung der Entwicklungsbehörde USAID. Im Februar wurden praktisch über Nacht Gelder entzogen und Strukturen eingerissen, die bis dahin einen Großteil der HIV-Arbeit gesichert hatten. Alle Akteure, auch DREAM, machen selbstverständlich nach Kräften weiter. Allererst sichern wir die Basisangebote, geben Medikamente aus, beruhigen Patientinnen und Patienten. Allerdings: wenn wir uns darauf sehr lange beschränken müssen, wird es Probleme geben.
Welche Probleme siehst du kommen?
In Mosambik wird es in Zukunft mehr Tote durch HIV geben. Denn es reicht nicht auf „lebensrettende Aktivitäten“ wie Medikamente, Laborleistungen, Viruslastbestimmung zu setzen. Die Unterstützung aller „soften“ Themen ist weggebrochen. Darunter leiden Programme für Frauen, für Jugendliche, Test- und Aufklärungskampagnen und die Arbeit zu Menschenrechten. Aber: Weniger Informationsarbeit, weniger Tests und keine direkte Arbeit mit gefährdeten Gruppen heißen in der Konsequenz auch, dass es mehr Infektionen durch Unwissen gibt. Dass sich mehr Menschen anstecken oder unerkannt mit HIV leben. Es wird höhere Infektions-Zahlen geben und zuletzt mehr Menschen, die an Aids sterben. Das ist eine „Zeitenwende“ im schlechtesten Sinne. Und wirklich ein dramatischer Rückschritt.
Was treibt dich am meisten um, wenn du an die Situation in Mosambik denkst?
Zum einen die große Unsicherheit in den staatlichen mosambikanischen Gesundheitsbehörden, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Die Abläufe und Verfahren, die sich bewährt hatten, müssen neu aufgebaut werden. Gleichzeitig schwebt eine Finanzierungs-Unsicherheit über allem. Schlimm und keineswegs trivial ist, dass alle so sehr damit beschäftigt sind, auszugleichen, was die Mittelstreichungen am offensichtlichsten zurückgelassen haben, allem voran die medizinische Versorgung. Darüber geht der Blick für die Zukunft und für wichtige HIV-Aktivitäten verloren. Das können wir uns nicht leisten.
Kann man für Mosambik eine Prognose abgeben?
Das ist schwierig. Allerdings ist es heute schon so, dass sich in Mosambik jährlich mehr Menschen mit HIV infizieren, als es HIV-Todesfälle gibt. Die Gruppe der Menschen mit HIV wird also immer größer. Jährlich kommen 40-50 tausend Patientinnen und Patienten dazu. Sie müssen versorgt und auch betreut werden. Dafür braucht es Geld und Personal. Damit es nicht noch mehr HIV-Infektionen gibt, müsste man sich dringend weiter mit Fragen beschäftigen, wie z.B.: Wie erreiche ich neue Zielgruppen, die über HIV und den Schutz davor Bescheid wissen müssen? Wo braucht es weitere Test-Kampagnen? Was bedeuten die neuen langwirksamen Medikamente, die echte Gamechanger sein könnten, für die Prävention? Wie kommen Informationen dazu an die richtige Stelle?
Was ist dein Appell an die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft?
Löst euer Versprechen ein, das Ende von Aids durch Investitionen möglich zu machen. Wir brauchen jetzt ausreichend Mittel. Und dabei nicht nur amerikanische Gelder! Gefragt sind ebenso andere Länder, die sich beteiligen wollten. Darunter Deutschland, Frankreich, Großbritannien.









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