25. Fachtagung HIV und Schwangerschaft in Oberursel
25 Jahre Fachtagung „HIV und
Schwangerschaft“
Prof. Dr. Christoph Rudin bei seinem Festvortrag
25 Jahre,
ein Grund zu feiern: Teilnehmerin Dr. Angelika Tsang, Tagungsleiterin Dr. Annette Haberl und Referent Prof. Christoph
Rudin
Prof. Dr. William Short aus Philadelphia
Diskutiert wurden beim Treffen vor 25 Jahren u.a. mögliche Konzepte für die lokale Zusammenarbeit von HIV-Schwerpunktzentren, Gynäkologie/Geburtshilfe und Pädiatrie. Ebenfalls auf der Agenda standen auch damals schon die besonderen Aspekte der HIV-Therapie in der Schwangerschaft, die Überarbeitung der HIV-Schwangerschaftsleitlinie und die Nachbeobachtung HIV-exponierter Kinder. Am Ende der Tagung waren sich die Teilnehmenden aller Fachrichtungen einig, dass es im Folgejahr wieder ein gemeinsames Treffen geben sollte. Seitdem findet die Tagung jährlich statt und ist dabei inzwischen zweimal umgezogen. 2005 vom Schlosshotel Reinhartshausen ins Parkhotel Schlangenbad und 2016 dann ins Parkhotel Oberursel. Vielen ist die Veranstaltung bis heute einfach nur unter dem Namen „Schlangenbad“ bekannt..
International renommierte Tagung
Vom ersten kleinen Arbeitstreffen hat sich die Veranstaltung „HIV und Schwangerschaft“ inzwischen zu einer international renommierten Veranstaltung mit rund 80-100 Teilnehmenden entwickelt. Diese haben ihren Arbeitsschwerpunkt in mehr als 15 unterschiedlichen Disziplinen, darunter beispielsweise HIV-Schwerpunktärztinnen und -ärzte, Gynäkolog*innen und Geburtshelfer*innen, Hebammen, Pädiater*innen, Epidemiolog*innen, Virolog*innen, Communityvertreter* innen und Mitarbeitende des ÖGD. Referent*innen aus rund 20 Ländern haben über die Jahre zum Erfolg der Tagung beigetragen und sie international bekannt gemacht. Allein bei der diesjährigen Jubiläumstagung gab es sechs internationale Beiträge.
In seinem Festvortrag würdigte Prof. Christoph Rudin aus Basel die Bedeutung der Tagung und blickte dabei zurück auf die Meilensteine in der Prävention der vertikalen HIV-Transmission. Die Schweiz hat dazu wesentlich beigetragen, u.a. als Vorreiterin beim Verzicht auf die Neo-PEP bei supprimierter maternaler Viruslast und mit ihren Empfehlungen zum Stillen mit HIV. Als „Stammgast“ der Tagung ließ Prof. Rudin in seinen Vortrag auch zahlreiche persönliche Eindrücke einfließen, die die besonders vertraute und offene Atmosphäre der Veranstaltung hervorhoben.
Prof. William Short aus Philadelphia zeigte in seinem Übersichtsvortrag zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft die Entwicklung von der AZT-Monotherapie über aktuell empfohlene Kombinationsregime bis hin zum Einsatz von Long Acting Injectables auf. Er warb für eine internationale Zusammenarbeit vor allem beim Einsatz von neuen Medikamenten und Behandlungsstrategien in der Schwangerschaft, um so schnellstmöglich Evidenz für die Effektivität und Sicherheit neuer ART-Optionen in der Schwangerschaft zu erhalten.
U.S. Politik auch Thema in Oberursel
Den emotional bewegendsten Vortrag hielt in diesem Jahr Dr. Natasha Davies aus Johannesburg, die über die Auswirkungen der U.S. Mittelkürzungen auf HIV-Prävention und -Therapie in ihrem Heimatland Südafrika sprach. Sie selbst verlor sofort nach der politischen Entscheidung zum Cutdown des U.S. Fundings für HIV ihre langjährige Anstellung als HIV-Schwerpunktärztin in einer Klinik in Johannesburg, was unmittelbar Folgen für die Versorgung von Schwangeren mit HIV hatte. Ihre Stelle war über PEPFAR finanziert worden. Dr. Davies ergänzte die geschätzten Zahlen zum Einfluss der Mittelstreichungen auf die Zahl von HIV-Neuinfektionen (Tram KH et al. JIAS. 2025 Feb; Brink DT et al. Lancet HIV. 2025 Apr) um eindrückliche Fallbeispiele aus ihrer klinischen Praxis. Es wurde deutlich, dass die Streichung der bisherigen finanziellen Unterstützung bereits auf allen Ebenen der HIV-Prävention und der Versorgung von Menschen, die mit HIV leben, Auswirkungen zeigt. Dabei sind Frauen und Kinder wieder einmal die vulnerabelsten Gruppen.
Klassiker im Programm
Dr. Natasha Davies aus Johannesburg© Fotos: Annette & Lila Haberl
Hebamme Denise Neubauer bei ihrem Vortrag
Im Programm der Interdisziplinären Fachtagung HIV und Schwangerschaft gibt es inzwischen Beiträge, die in jedem Jahr gesetzt sind. Dazu gehört der Bericht des RKI zu den vertikalen HIV-Transmissionen in Deutschland, ein Übersichtsvortrag zur aktuellen HIV-Therapie und -Prävention vom amtierenden DAIG-Vorsitzenden, ein Update zum HIV-Schwangerschaftsregister und Fallvorstellungen aus dem klinischen Alltag. In diesem Jahr gab es auch zum wiederholten Male Beiträge vom europäischen Penta-Network, dem Integrated Screening Outcomes Surveillance Service (ISSOS) aus England, der in Nijmwegen verorteten PANNA-Study und dem deutschen SHE-Programm.
Auch die Betreuung von Schwangeren mit HIV aus Hebammensicht war in diesem Jahr wieder ein Thema in Oberursel. Durch die veränderten Empfehlungen zum Stillen mit HIV, haben Hebammen und Stillberater*innen noch einmal besondere Bedeutung gewonnen. Denise Neubauer wies in ihrem Vortrag ausführlich auf die Angebote von Hebammen hin, auf die Schwangere und junge Eltern vor, während und nach der Geburt einen Anspruch haben.
Veranstalterin der 25. Interdisziplinäre Fachtagung HIV und Schwangerschaft ist die Universitätsmedizin Frankfurt, Medizinische Klinik 2, Abteilung für Infektiologie.
Tagungsleitung: Dr. Annette Haberl
Die Veranstaltung 2025 wurde unterstützt von den Firmen Gilead, Johnson & Johnson, MSD und ViiV Healthcare.